Können Kinder zu viel Wasser trinken?
Wir haben mit den Gesundheitsexperten von Sanquell über das Thema “übermäßiges Trinken” und über Wasservergiftung bei Kindern gesprochen. Die Fachleute erklären, warum auch Wasser in zu großen Mengen gefährlich sein kann – und worauf Eltern besonders achten sollten.
Fest steht: Kinder können zu viel Wasser trinken. Wasser ist lebenswichtig, unterstützt alle Körperfunktionen und hilft, Temperatur und Stoffwechsel zu regulieren. Problematisch wird es aber, wenn in kurzer Zeit zu viel Flüssigkeit aufgenommen wird – mehr, als der Körper ausscheiden kann.
Gerät dadurch der Salzhaushalt aus dem Gleichgewicht, können Elektrolyte wie Natrium, Kalium oder Magnesium stark absinken. Das kann besonders bei Kindern schnell kritisch werden, da ihr Körper Wasser langsamer verarbeitet. Erste Warnungen vor übermäßiger Flüssigkeitsaufnahme reichen bis in die Antike zurück. Heute tritt das Thema vor allem bei Sport, Hitze oder sogenannten Trink-Challenges auf. Fachleute weisen darauf hin, dass schon ein paar Liter in kurzer Zeit gesundheitsschädlich sein können – bei Kindern deutlich früher als bei Erwachsenen.
Eine gesunde Trinkmenge hängt also nicht nur vom Durst ab, sondern auch vom Alter, der Aktivität und dem Umfeld. Die nächsten Abschnitte zeigen, worauf Eltern achten sollten.
Was passiert bei einer Wasservergiftung?
Eine Wasservergiftung entsteht, wenn durch übermäßigen Konsum das Natrium im Blut stark verdünnt wird. Dieser Zustand wird als Hyponatriämie bezeichnet – ein medizinischer Begriff für eine zu niedrige Natriumkonzentration im Blut. Das Problem: Ist zu wenig Natrium vorhanden, dringt Wasser in die Körperzellen ein und lässt sie anschwellen. Besonders gefährlich wird das im Gehirn, wo die Zellen kaum Platz zum Ausdehnen haben. Mögliche Folgen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Verwirrtheit, im schlimmsten Fall auch Krampfanfälle oder Bewusstlosigkeit.
Solche Fälle wurden zum Beispiel bei Kindern dokumentiert, die sich bei Sportveranstaltungen überanstrengt und gleichzeitig zu viel Wasser getrunken haben. Auch bei sogenannten Trink-Challenges im Internet kam es bereits zu schweren Zwischenfällen.
Fachleute betonen, dass eine Wasservergiftung selten ist – aber möglich, wenn extreme Mengen in kurzer Zeit aufgenommen werden. Das zeigt: Auch etwas so lebenswichtiges wie Wasser kann gefährlich werden, wenn das Gleichgewicht im Körper gestört wird.
So reguliert der Körper den Flüssigkeitshaushalt
Der menschliche Körper sorgt selbst dafür, dass er weder austrocknet noch zu viel Wasser speichert. Dafür arbeiten Gehirn, Nieren und Hormone eng zusammen. Eine zentrale Rolle spielt das sogenannte antidiuretische Hormon (ADH): Es bestimmt, wie viel Wasser die Nieren zurückhalten oder ausscheiden sollen. Auch der Hypothalamus, ein Teil des Gehirns, ist beteiligt. Er registriert, ob der Natriumspiegel im Blut stimmt, und löst bei Bedarf Durst aus. So merkt der Körper rechtzeitig, wenn er Flüssigkeit braucht – oder wenn genug vorhanden ist.
Besonders bei Kindern mit Fieber ist diese Regulation wichtig, da sich der Flüssigkeitsbedarf schnell verändern kann. Er steigt dann kurzfristig stark an. In der Regel funktioniert die Regulierung zuverlässig. Wird jedoch extrem viel Wasser in sehr kurzer Zeit getrunken, kann das körpereigene Gleichgewicht überfordert werden. Das zeigt, wie fein abgestimmt der Wasserhaushalt ist – und wie wichtig es ist, auf eine angemessene Trinkmenge zu achten.
Wie viel sollten Kinder am Tag trinken?
Egal, ob im ganz normalen Alltag oder im Urlaub, wo manche Kinder vor lauter Eindrücken schlicht vergessen, Flüssigkeit zu sich zu nehmen, weil das Toben an der frischen Luft so viel mehr Spaß macht: Wie viel ein Kind täglich trinken sollte, hängt von Alter, Gewicht und Aktivität ab. Auch besonders hohe Temperaturen können einen Unterschied machen. Als grobe Orientierung empfehlen Fachgesellschaften für Kinder im Grundschulalter etwa 1 bis 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag – zusätzlich zur Flüssigkeit, die in Lebensmitteln enthalten ist. Bei Hitze, Sport oder Fieber kann der Bedarf deutlich steigen.
Wichtig ist nicht nur die Menge, sondern auch die Auswahl der Getränke. Wasser, ungesüßter Tee oder stark verdünnte Fruchtsäfte sind gut geeignet. Flüssigkeit steckt übrigens auch in vielen Lebensmitteln – zum Beispiel in Obst, Gemüse, Suppen oder Milchprodukten. Entscheidend ist, dass die Flüssigkeit über den Tag verteilt aufgenommen wird. Denn der kindliche Körper kann große Mengen auf einmal nur schwer verarbeiten.
Welche Anzeichen sprechen für eine Überhydrierung?
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Das Erste Hilfe Set für Kindernotfälle
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Wenn Kinder zu viel Wasser trinken, kann das zuerst zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel oder Konzentrationsproblemen führen. Später kann der Urin sehr hell werden, sie müssen öfter auf die Toilette oder bekommen Muskelkrämpfe.
In ernsteren Fällen kann es zu Verwirrung, Krampfanfällen oder sogar Bewusstlosigkeit kommen – das passiert aber nur sehr selten, zum Beispiel bei Sportwettkämpfen, wenn zu viel Wasser auf einmal getrunken wird.
Manchmal sehen die Anzeichen einer Überwässerung denen von zu wenig Wasser sehr ähnlich. Deshalb ist es wichtig, genau zu beobachten, wie viel ein Kind trinkt, wie aktiv es ist und ob es sich sonst wohlfühlt. Wer früh auf Warnsignale achtet, kann oft schlimme Folgen verhindern.
Wasserbedarf und Durst: Worin liegt der Unterschied?
Durst ist zwar ein wichtiger Hinweis darauf, wann Kinder Wasser brauchen, aber oft merken sie erst, dass sie trinken sollten, wenn sie schon etwas zu wenig Flüssigkeit im Körper haben. Außerdem kann es vorkommen, dass Kinder manchmal mehr trinken, weil es gerade „in“ ist oder weil sie in der Gruppe zum Trinken angeregt werden – auch wenn ihr Körper das nicht unbedingt braucht.
Gerade bei Kindern funktioniert das Durstgefühl nicht immer zuverlässig, weil ihr Körper die Flüssigkeitssteuerung anders regelt als es bei Erwachsenen der Fall ist. Deshalb sollten Eltern nicht nur auf das Durstgefühl achten, sondern auch regelmäßig sorge dafür tragen, dass das Kind genug trinkt.
Wichtig ist, das Trinkverhalten immer wieder zu beobachten und an die jeweiligen Situationen anzupassen – zum Beispiel bei heißem Wetter, beim Spielen oder bei Krankheit. So bleibt der Wasserhaushalt im Gleichgewicht und das Kind ist gut versorgt.
Abschließende Tipps: So lernen Kinder, was ein ausgewogenes Trinkverhalten ist
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Ein gesundes Trinkverhalten ist für Kinder besonders wichtig, damit sie fit und konzentriert bleiben. Eltern können mit einfachen Tipps helfen, dass Kinder lernen, regelmäßig und ausgewogen zu trinken.
- Vorbild sein: Kinder lernen viel durch Nachmachen. Wenn Eltern regelmäßig trinken, machen sie es ihrem Kind leichter, ebenfalls ausreichend zu trinken.
- Trinkrituale einführen: Zum Beispiel eine Wasserpause nach dem Spielen oder vor den Mahlzeiten – so wird Trinken zur Gewohnheit.
- Vielfalt anbieten: Wasser, ungesüßte Tees oder verdünnte Fruchtsäfte sorgen für Abwechslung und machen das Trinken interessanter.
- Nicht nur warten, bis Kinder Durst anzeigen: Besonders bei kleinen Kindern darauf achten, dass sie regelmäßig trinken, auch wenn sie keinen starken Durst spüren.
- Spaß am Trinken schaffen: Bunte Trinkflaschen oder kleine Belohnungen können die Motivation steigern.
- Auf Signale achten: Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme können Zeichen von Flüssigkeitsmangel sein.
So lernen Kinder im Idealfall, ihren Körper besser wahrzunehmen und entwickeln ein gesundes, ausgewogenes Trinkverhalten.





