Diabetes bei Kindern – frühe Warnzeichen erkennen
Diabetes bei Kindern ist eine häufig auftretende Stoffwechselerkrankung. Hauptsächlich zeigt sich der sogenannte Typ-1-Diabetes bei ihnen. Im Jahr 2022 waren circa 34.600 Kinder und Jugendliche in Deutschland unter dieser Form der „Zuckerkrankheit“ erkrankt.[1]
Auch beim Typ-2-Diabetes steigen langsam die Fallzahlen unter Minderjährigen. Dennoch ist er deutlich seltener.
Beide Krankheitsformen bergen unbehandelt ein hohes Gesundheitsrisiko. Für Eltern ist es daher essenziell, die ersten Anzeichen und Symptome zu erkennen. Der folgende Ratgeber soll dir dabei helfen.
Wie kann Diabetes bei Kindern entstehen?
Wer „Zuckerkrankheit“ hört, denkt schnell an Übergewicht, zu fettige Speisen und süße Softdrinks. Tatsächlich können diese Faktoren die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigen.
Bei den allermeisten Kindern tritt die Erkrankung jedoch in der Form Typ 1 auf. Sie ist keine Folge des Lebensstils, sondern resultiert aus einem gestörten Immunsystem. Wie bei so gut wie jeder Autoimmunerkrankung entstehen im Organismus der Betroffenen Autoantikörper, die körpereigene Strukturen unter Beschuss nehmen.
Wird beispielsweise ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert, bedeutet das, die Antikörper greifen die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Diese sind für die Produktion von Insulin verantwortlich. Durch den körpereigenen Angriff werden sie beschädigt, entzünden sich und werden schließlich zerstört.
Die Folge des Typ-1-Diabetes: Der Körper Betroffener kann nur noch wenig oder kein Insulin selbst bilden.
Warum sich das Immunsystem gegen eigene Zellen wendet, konnte die Medizin bisher nicht erklären. Allerdings kann ein erblich bedingtes Risiko vorliegen. Leidet also ein Elternteil an einem Diabetes Typ 1, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Krankheit auch beim Nachwuchs auftritt.
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Der Blutzucker spielt beim Diabetes mellitus zwar immer eine entscheidende Rolle – jedoch bedeutet „Zuckerkrankheit“ nicht gleich „Zuckerkrankheit“. Stattdessen werden zwei Unterformen unterschieden.
Beim Typ-1-Diabetes ist der Körper nicht (mehr) in der Lage, selbstständig Insulin zu produzieren. Im Schnitt treten unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland jährlich 3.500 Fälle neu auf.[2]
Auch kann es vorkommen, dass sich ein Typ-2-Diabetes beim Nachwuchs entwickelt. Bei diesem kann der Organismus zwar Insulin bilden, es jedoch nicht effektiv verwerten.
Hauptsächlich steht der Diabetes Typ 2 mit einem ungesunden Lebensstil in Zusammenhang. Begünstigende Faktoren sind etwa:
- einseitige Ernährung
- zu wenig Bewegung
- zu hohes Gewicht
Meist entwickelt sich der Typ-2-Diabetes über einen längeren Zeitraum. Daher sind Kinder seltener davon betroffen.
Bei beiden Formen der „Zuckerkrankheit“ steht ein lebenswichtiges Hormon im Mittelpunkt: das Insulin.
Dieses wird von der Bauchspeicheldrüse produziert und ins Blut abgegeben. Essenziell ist der Botenstoff, um den aus der Nahrung aufgenommenen Zucker zu verwerten. Dieser soll in die Körperzellen gelangen und dort in Energie umgewandelt werden. Geschieht das nicht, verbleibt er im Blut und führt zu gesundheitlichen Beschwerden.
Unbehandelt sind beide Diabetesformen lebensbedrohlich. Dabei besteht die größte Gefahr in der diabetischen Ketoazidose. Dabei passiert Folgendes:
- Durch den Insulinmangel oder die Insulinresistenz gelangt nicht ausreichend Zucker in die Zellen.
- Dem Körper mangelt es an Energie. Um sie dennoch zu erzeugen, baut er vermehrt Fett ab.
- Durch den Fettabbau entstehen sogenannte Ketonkörper, die den Organismus übersäuern.
Durch die Übersäuerung des Körpers gerät schließlich der Elektrolythaushalt in Schieflage. Dadurch wiederum kann es zu einem diabetischen Koma kommen.
Die ersten Warnzeichen, die auf Diabetes bei Kindern hinweisen
Bleibt ein Typ-1-Diabetes bei Kindern unbehandelt, können sich die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöhen. Zwar klingt dieser Zustand drastisch, er lässt sich jedoch nicht sofort erkennen. Denn diese Form der „Zuckerkrankheit“ entwickelt sich in mehreren Stadien.
Zuerst sind im Blut die Autoantikörper nachweisbar. Wird keine medizinische Untersuchung durchgeführt, bleibt diese Entwicklung allerdings unerkannt.
Durch den Angriff auf die Beta-Zellen steigt schließlich der Blutzucker. Auch diese Phase wird meist weder von Betroffenen noch von ihrem Umfeld wahrgenommen.
Der Typ-1-Diabetes wird häufig erst dann erkannt, wenn sich die ersten körperlichen Symptome zeigen. Typisch sind:
- unerklärliche Müdigkeit, weil dem Körper die Energie fehlt
- häufiges Urinieren, denn der überschüssige Zucker im Blut wird über die Nieren ausgeschieden
- anhaltendes Durstgefühl aufgrund des entstehenden Flüssigkeitsverlusts
- schleichender Gewichtsverlust, da der Körper Fett abbaut und Flüssigkeit verliert
Ebenso kann sich der Appetit der betroffenen Kinder verändern. Einerseits können sie aufgrund der körperlichen Stressreaktion unter Appetitlosigkeit leiden. Andererseits kann sich ihr Appetit plötzlich steigern.
Achtung: Diese Symptome verweisen auf eine diabetische Ketoazidose
Viele Symptome einer „Zuckerkrankheit“ sind unspezifisch. Das bedeutet, sie können auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten. Eltern fällt es daher schwer, Typ-1- oder Typ-2-Diabetes bei ihrem Nachwuchs rechtzeitig zu erkennen.
Bleibt Diabetes mellitus über einen längeren Zeitpunkt unerkannt, steigt das Risiko für die diabetische Ketoazidose. Folgende Anzeichen weisen auf die drohende Stoffwechselentgleisung hin:
- Das Durstgefühl kann sich verstärken, da der Körper zunehmend an Flüssigkeit verliert.
- Durch den Flüssigkeitsverlust kommt es häufig zu trockener Haut und schnell austrocknenden Schleimhäuten.
- Der Atem betroffener Kinder riecht ständig säuerlich. Der Geruch ähnelt etwa faulenden Äpfeln oder Nagellack. Schuld daran ist ein Stoffwechselprodukt namens Aceton. Dieses steigert sich bei einer Ketoazidose im Körper und wird in geringen Mengen auch über die Atemluft ausgeschieden.
- Diabetes bei Kindern kann die Atmung beschleunigen. Eine sogenannte „Kußmaul-Atmung“ tritt ein. Sie zeichnet sich durch tiefes, rhythmisches und oft geräuschvolles Ein- und Ausatmen aus.
- Zudem leiden Kinder bei einer beginnenden Ketoazidose häufig unter Übelkeit und Erbrechen. Auch starke Bauchschmerzen können sich entwickeln.
Kommt es schließlich zum diabetischen Koma, verlieren die Betroffenen das Bewusstsein.
Was ist unter einem Austrocknungskoma zu verstehen?
Zwar ist ein Typ-2-Diabetes bei Kindern eher selten, dennoch kann sich die Krankheit bereits in jungen Jahren manifestieren. Wird sie nicht behandelt, sammelt sich der Zucker im Blut. Das noch vorhandene Insulin verhindert die Ketoazidose. Das bedeutet, der Körper kann kein Fett abbauen, um neue Energie zu gewinnen.
Der Blutzuckerspiegel schraubt sich immer weiter in die Höhe, sodass massiv viel Zucker über den Harn ausgeschieden wird. Dadurch leiden Betroffene unter einem gravierenden Flüssigkeitsverlust. Dieser wiederum kann zu einem Austrocknungskoma führen.
Wenn dieses droht, können sich charakteristische Symptome zeigen. Betroffene Kinder klagen über ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Ebenso wie beim Typ-1-Diabetes kann es zu einem starken und anhaltenden Durstgefühl kommen. Allerdings wird dieses von ständigem Harndrang und großen Urinmengen begleitet.
Typische Anzeichen eines bevorstehenden „Zuckerschocks“ sind zudem Sehprobleme und eine zunehmende Verwirrung. Zeitgleich drohen durch den unausgeglichenen Elektrolythaushalt Krämpfe (oft in den Waden).
Fazit: Besser zu früh zum Arzt als zu spät
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Die ersten Anzeichen von Diabetes bei Kindern sind unspezifisch und für Eltern daher schwer erkennbar. Bemerken sie jedoch, dass sich die Warnzeichen häufen, sollten sie mit dem Nachwuchs den Hausarzt aufsuchen. Denn wird die „Zuckerkrankheit“ frühzeitig diagnostiziert, lassen sich die nötigen Behandlungsschritte einleiten, um die Gefahr einer Ketoazidose – oder seltener eines Austrocknungskomas – einzudämmen.
[1] „Prävalenz Typ-1-Diabetes“. Rki.de, diabsurv.rki.de/Webs/Diabsurv/DE/diabetes-in-deutschland/kinderjugendliche/2-11_Praevalenz_Typ_1_Diabetes.html. Zugegriffen 20. Oktober 2025.
[2] „Diabetes und seine Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter“. Rki.de, diabsurv.rki.de/Webs/Diabsurv/DE/startseite/artikel/2021-11-11_ergebnisse-kinder-jugendliche.html. Zugegriffen 20. Oktober 2025.





